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Die Reinigungsbranche in Deutschland

Die Reinigungsbranche in Deutschland ist im internationalen Vergleich als eher konservativ zu sehen. Allerdings ist auch hier ein langsamer Wandel getrieben durch neue Technologien spürbar. Insbesondere die fortschreitende Digitalisierung ermöglicht es den Herstellern innovative Services anzubieten, die zu einer Effizienzsteigerung und besseren Kontrollmöglichkeiten bei den Gebäudedienstleistern führen. Auch die Automation der Reinigungsprozesse wird intensiv diskutiert, wenngleich die Nutzung z. B. von Robotik noch in den Anfängen steckt. Aktuell sind es immer noch die alltäglichen Probleme wie Kostendruck, regionaler Personalmangel, Kontrollprobleme oder die hohe Vergleichbarkeit der Leistung, die den Gebäudedienstleistern zu schaffen machen. Neue Produkte und Services, die hier eine signifikante Optimierung bieten, werden sich wahrscheinlich am schnellsten durchsetzen. Gesellschaftlich getrieben werden auch die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz immer relevanter.


Nachhaltigkeit 

Nachhaltigkeit in der Branche wird wichtiger und bei vielen neuen Produkten und Services als elementarer Aspekt mitberücksichtigt. Gerade durch die Endkunden, z. B. bei Ausschreibungen, wird das Thema stark getrieben. So machen z. B. bei der Vergabe von Reinigungsdienstleistungen an externe Dienstleister nachhaltige Bedingungen ca. 15–25 % der Inhalte öffentlicher Ausschreibungen aus. Allerdings gibt es hier noch Defizite in Durchführung und Kontrolle.

Hersteller von Reinigungsprodukten haben Nachhaltigkeit als Differenzierungsmerkmal für sich erkannt. Auch wenn die Einsparung von Energie und Chemie nur einen eher kleinen Kostenanteil ausmacht, so ist die Kommunikationswirkung als groß zu betrachten. Künftig wird sich dieser Trend noch deutlich verstärken und zu der Entwicklung von ganzheitlichen Nachhaltigkeitskonzepten in der Reinigung führen.

 

Preisdruck und Wertschätzung

Der Markt ist nach wie vor stark preisgetrieben. Allerdings sind die Produktpreise in Marktsegmenten wie der Reinigungschemie mittlerweile stark ausgereizt, was einen weiteren Preisverfall eher unwahrscheinlich macht. Für Produkthersteller ist es deshalb umso wichtiger sich glaubhaft mit ihren Produkten und Services zu differenzieren und den zusätzlichen Mehrwert herauszustellen.

Obwohl sich die geringe Wertschätzung bei Auftraggebern für die Reinigungsdienstleistungen langsam bessert, so ist der Preis weiterhin ein entscheidendes Kriterium für die Wettbewerbsfähigkeit von Dienstleistungsunternehmen. Ausschreibungen und Angebotsanfragen sind oft so konzipiert, dass diese auf eine möglichst hohe Vergleichbarkeit der Leistung abzielen. Eine Differenzierung in der Unterhaltsreinigung ist für die Dienstleister oft nur schwer darstellbar. Während größere Gebäudedienstleister ihr Serviceportfolio z. B. durch Objektschutz, Personaldienstleistungen, Catering oder Facilitymanagement-Services erweitern, ist dies für kleinere Unternehmen oft nur schwer umsetzbar.

  

Automation und Robotik

Die gesamte Branche ist sich einig darüber, dass automatisierte Reinigungsprozesse durch einen hohen Anteil an Robotik die Zukunft sind. Momentan ist Robotik aber eher ein Marketingthema in Deutschland. So ziemlich alle der großen Maschinenhersteller haben eine Robotiklösung im Angebot und platzieren diese entsprechend in den Fachmedien. Die operative Nutzung dieser Maschinen durch die Gebäudedienstleister ist aber sehr gering. Die hohen Maschinenkosten, die geringe Problemlösefähigkeit, die begrenzten Reinigungsfunktionen und die nicht geeignete Gebäudeinfrastruktur sind stark hemmende Faktoren. Die aktuellen Robotik-Konzepte sind eher für die Reinigung großer Flächen z. B. in Einkaufzentren, Flughäfen oder Logistikhallen ausgelegt. Hier ist auch die zügigste Etablierung von Robotik zu erwarten. Für den Massenmarkt sind die Systeme noch nicht geeignet.

 

Digitalisierung

Betrachtet man die vermeintlichen Innovationen in der Branche, so finden digitale Lösungen momentan den größten Zuspruch. Hier ist für den Gebäudedienstleister relativ schnell ein hoher Mehrwert erkennbar und Services wie Bestellsysteme, digitale Reinigungspläne oder Schulungs-Apps lassen sich einfach adaptieren und multiplizieren. Auch die Kombination aus Hardware und Software im Maschinenbereich wird immer wichtiger. Hauptsächlich gibt es hier momentan Entwicklungen im Wartungs- und Kontrollbereich. Allerdings sind auch schon die ersten Tools im AR- & VR-Segment kurz vor der Markteinführung. Insbesondere im Trainingsbereich ergeben sich durch Technologienutzung enorme Potentiale. So können Trainings räumlich und zeitlich ungebunden stattfinden und Inhalte durch Videos etc. zusätzlich untermauert werden.

Bei all dem digitalen Hype darf jedoch nicht vergessen werden die Reinigungskräfte und deren Bedürfnisse von Anfang zu involvieren. Auch sollten Produkte und Services so intuitiv wie nur möglich gehalten werden.

 

Innovationsdruck für Hersteller

BIn der Vergangenheit sind viele Produkt- und Serviceinnovationen gescheitert. Dies lag nicht zuletzt an der sehr konservativen Ausprägung des Marktes und dem nicht erkannten Mehrwert durch die Gebäudedienstleister. Aufgrund der hohen Marktsättigung und des starken Verdrängungswettbewerbs, kommt es in den meisten Segmenten zu einem Verdrängungswettbewerb und einer Konzentration auf wenige Anbieter. Die Erwartungshaltung der Gebäudedienstleister hinsichtlich neuer Innovationen ist gering, was auch die Generierung für neue Produkt- und Serviceideen erschwert. Oft versuchen Hersteller marginale Produktveränderungen als Innovationen zu deklarieren.

Wie schon eingangs beschrieben, werden Digitalisierung und Robotik aber zu mehr Innovationsspielraum für die Hersteller führen. Für Hersteller ist es wichtig sich frühzeitig mit diesen Themen zu befassen und auch Entwicklungen in der Gebäudeautomation in ihre Innovationsstrategie mit einzubeziehen. Gleiches gilt für eine stärkere Integration der Gebäudedienstleister und Inhouse-Reiniger in den Innovationsprozess. Die wird auch dazu führen, dass Hersteller dem immer noch sehr hohen Preisdruck durch sinnvolle Differenzierung entgehen können.

 

Personal

Die größte Aufgabe der Dienstleister ist nach wie vor das Rekrutieren und Ausbilden der operativen Mitarbeiter – hierzu steht sicherlich die Vollbeschäftigung sowie Beschränkungen durch gesetzliche Auflagen in erheblichem Widerspruch zur Notlage im Bereich Personal.

Solange der Markt nur auf Preisdruck nach unten und Leistungserhöhung nach oben reagiert, wird sich mittelfristig keine Besserung einstellen.

Die Qualifizierung und Entlastung der Mitarbeiter auf Objektleiterebene kann kurzfristig zur Entspannung führen, jedoch nur durch gleichzeitige Senkung der QM-Leistungen und Qualifizierung der Reinigungskräfte, zusammen mit dem Einsatz der digitalen Hilfen im Maschinen- und Gerätebereich wird für mehr Zufriedenheit bei Auftraggeber und Auftragnehmer führen.

 

Fazit

Während sich der Markt in den vergangenen Jahren nur wenig verändert hat, wird sich dieser durch Nachhaltigkeitsbestrebungen und Automation zukünftig rapide wandeln. Dies gilt sowohl für die Reinigungsprodukte wie auch für das Berufsbild des Gebäudedienstleisters. Unternehmen die frühzeitig eine Innovationsstrategie entwickeln und prüfen, wie sie von künftigen Entwicklungen profitieren können, werden definitiv einen Wettbewerbsvorteil generieren. Der lang verwaltete Status quo wird sich definitiv nicht halten lassen.



Über die Autoren

 



Stefan Lehmann – Vertriebsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung Faber Fachgroßhandel GmbH

Wenn auch nicht vom Alter her, aber aufgrund seiner doch schon jahrzehntelangen Branchenerfahrung, gehört Stefan Lehmann sicherlich zu den Urgesteinen der Reinigungsbranche. Zu seinen beruflichen Stationen zählen u. A. Führungs. u.- Projektaufgaben bei internationalen Branchengrößen wie Henkel, Tana, Alliance.



Michael Di Figlia – Managing Director und Head of Cleaning Markets bei DTO Research

Michael Di Figlia ist Geschäftsführer bei DTO Consulting. Nach einer Tätigkeit bei der Bayer AG in den Bereichen In-house Marktforschung und strategischer Planung sowie diversen Stationen bei größeren Unternehmensberatungen gründete der ausgebildete Industriekaufmann und MBA-Absolvent 2008 DTO Research. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, seine Kunden bei Internationalisierungsvorhaben durch professionelle Marktanalysen und Strategieberatung zu unterstützen. Michael Di Figlia leitet, neben seinen Geschäftsführungsaufgaben, den Bereich Reinigungs- und Hygieneindustrie.

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Über DTO Research

DTO Research ist ein international agierendes Marktforschungs- und Beratungsunternehmen mit den Geschäftsfeldern B2B- und Industriemarktforschung. Zu unseren Kernkompetenzen zählt die Analyse von Wettbewerbern, Marktpotentialen, Kunden/Lieferanten, Trends und Märkten in über 100 Ländern weltweit. Neben der reinen Analysetätigkeit erstellen wir für unsere Kunden Marktstrategien zum Geschäftsausbau in bestehenden Märkten oder Strategien zur Erschließung neuer Märkte und Potentiale.

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