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Die Corona-Krise: Eine Chance für die Reinigungs- und Hygienebranche?

Wie die Branche nachhaltig gestärkt aus der Krise hervorgehen kann

Die Corona-Krise hat viele Branchen sehr hart getroffen. Umsätze brechen ein und die Nachfrage sinkt aufgrund der Untersicherheit über die zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklungen. Staaten versuchen mit nie dagewesenen Hilfspaketen Unternehmen zu stabilisieren und das Schlimmste abzuwenden. Doch für die Reinigungsbranche könnte sich aus der aktuellen Krise eine Chance ergeben.

Momentan ist das Bedürfnis nach Hygiene vielleicht so hoch wie noch nie. Die Nachfrage z.B. nach Desinfektionsmitteln ist durch die Hersteller kaum zu befriedigen. Doch betrachtet man die Situation genauer, so wird schnell deutlich, dass die Maßnahmen in Deutschland aber auch in Europa einem Flickenteppich gleichen. Ein standardisiertes Vorgehen der einzelnen Länder oder einheitlich implementierte Hygieneprozesse sucht man vergebens. Auch in den Medien und politischen Diskussionen kommt Hygiene, wenn nur als Randaspekt zum Tragen. Im Gegensatz zu Virologen, Fachärzten und Wirtschaftsvertretern werden Hygieneexperten bislang kaum konsultiert, um mit ihrer Expertise zur Lösung der aktuellen Krise beizutragen. Dabei beschäftigt sich die Branche seit jeher mit Infektionsprävention und kämpft z.B. in Krankenhäusern für höhere Hygienestandards. Letzteres scheiterte in der Vergangenheit jedoch meist daran, dass Hygiene nach wie vor oft als reine Kostenposition betrachtet wurde. Anstatt also die Hygieneprozesse zu optimieren und Infektionsraten in den Krankenhäusern zu senken, wurde oft nur das Notwendigste gemacht. Der politische Wille an dieser Situation etwas zu ändern, war zumindest in Deutschland eher gering. Dabei gibt es einige Positivbeispiele in Nachbarländern, so z.B. in den Niederlanden, die als Basis für eine Optimierung der Krankenhaushygiene in Deutschland dienen könnten.

 

Wenn also schon die Diskussion über bessere Hygienestandards in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen zu Widerständen führt, so braucht man sich nicht zu wundern, dass der Wille in anderen Bereichen Standards zu schaffen noch geringer ist. Doch durch die schnelle und massive Ausbreitung der Pandemie in Europa und den daraus sichtbar gewordenen Schwachstellen im System, könnte sich das ein Stück weit ändern. Dass sich die Hygienestandards in ihrer Gesamtheit zum Positiven entwickeln, gilt aber als eher unwahrscheinlich. Jedoch gibt es zwei wesentliche Bereiche, in denen eine Optimierung durchaus nachhaltig stattfinden könnte.

 

Zum einen gilt es nach der Krise die Pandemiepläne grundsätzlich zu überarbeiten. Während einige Länder in Asien standardisierte Prozesse zum Umgang mit dem Virus quasi in der Schublade hatten, hat es in Europa teils Wochen gedauert bis adäquate Maßnahmen hochgefahren wurden. Auch war hier lange kein einheitliches und abgestimmtes Vorgehen sichtbar. Ein elementarer Bestandteil der Reaktion asiatischer Länder auf das Virus war die starke Erhöhung der Hygienemaßnahmen. Gelingt es der Reinigungsindustrie, die teils vorhandenen Konzepte zur Infektionsprävention mit in die Pandemiepläne zu integrieren, so hätte dies einen äußerst positiven Effekt auf die Branche. Auch würde wahrscheinlich das Bewusstsein der Politik hinsichtlich der Wichtigkeit von systematischen Hygienemaßnahmen auf andere Bereiche geschärft. Dies könnten z.B. verbesserte Hygienekonzepte für die Gastronomie, Einkaufszentren, Universitäten, Pflegeeinrichtungen oder Flughäfen sein. Voraussetzung hierfür wäre aber, dass Politik und öffentliche Verwaltung die Akteure der Reinigungsbranche als Beratungspartner wahrnehmen und sich von diesen systematisch Unterstützung holen würden. Darüber hinaus könnte sich auch durch die Schaffung von temporären Hygienemaßnahmen bei der Lockerung des momentanen „Shut Down“ ein nachhaltiger Effekt ergeben. Die Frage wäre hier natürlich, wie lange dieser anhalten würde.

 

Der zweite Bereich, in dem die Reinigungsindustrie profitieren könnte, ist die Privatwirtschaft. Viele Unternehmen waren schlichtweg damit überfordert, ad-hoc eigene Hygienemaßnahmen für ihre Mitarbeiter zu ergreifen. Gerade im Büroumfeld sind Hygiene und Sauberkeit oft keine Themen, die abseits von Ausschreibungen für die Objektreinigung diskutiert werden. Solange es keine Hygienemängel durch die Arbeit der Gebäudedienstleister gibt, und diese reinigen für gewöhnlich außerhalb der Bürozeiten, schenkt man diesen Themen im Tagesgeschäft keine hohe Priorität. Dies könnte sich durch die Corona-Krise ändern, sofern Unternehmen standardisierte Hygieneprozesse implementieren und ihre Mitarbeiter systematisch schulen. Dafür braucht es aber Angebote seitens der Hygieneindustrie, die über reine Produktlieferungen und Unterhaltsreinigung hinausgehen. Die Akteure der Branche müssen sich Schritt für Schritt auch zum anerkannten Hygieneberater entwickeln, der bspw. auch für Schulungen der Mitarbeiter und ganzheitliche Hygienekonzepte zur Rate gezogen wird. Ein einfaches Angebot von Mehrwertdienstleistungen ist hier jedoch nicht als Lösung zu sehen, da in der Vergangenheit die Zahlungsbereitschaft der Kunden für diese Services als eher gering zu sehen war. Vielmehr gilt es, das Wissen der Kunden über die Notwendigkeit ganzheitlicher und auf die Situation abgestimmter Hygieneprozesse und -konzepte zu erhöhen und für diese ein anerkannter Beratungspartner zu werden.

 

Fazit

Ob sich langfristig ein positiver Effekt für die Branche abzeichnet wird stark darauf ankommen, ob während und nach der aktuellen Krise Reinigungs- und Hygieneprozesse verändert bzw. optimiert werden. Darüber hinaus muss die Reinigungsindustrie mit einer Stimme sprechen und über eine zentrale Interessenvertretung Einfluss auf die Politik nehmen. Derzeit verhindern dies die oft sehr dezentralen Strukturen der Branche. Die Folge ist, dass Hygiene in den Entscheidungen oft nicht den Stellenwert hat, der eigentlich notwendig wäre. Beispiele sind hier z.B. der Widerstand gegen die Hygieneampeln durch die Gastronomie oder das zögerliche Handeln trotz hoher Infektionszahlen in den Krankenhäusern. Diese beiden Punkte werden maßgeblich dafür sein, ob die Reinigungsindustrie gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen kann oder sich auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Krise einpendelt.

 

Über den Autor

 



Michael Di Figlia – Managing Director und Head of Cleaning Markets bei DTO Research

Michael Di Figlia ist Geschäftsführer bei DTO Consulting. Nach einer Tätigkeit bei der Bayer AG in den Bereichen In-house Marktforschung und strategischer Planung sowie diversen Stationen bei größeren Unternehmensberatungen gründete der ausgebildete Industriekaufmann und MBA-Absolvent 2008 DTO Research. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, seine Kunden bei Internationalisierungsvorhaben durch professionelle Marktanalysen und Strategieberatung zu unterstützen. Michael Di Figlia leitet, neben seinen Geschäftsführungsaufgaben, den Bereich Reinigungs- und Hygieneindustrie und unterstützt Hersteller sowie Dienstleister z.B. bei der Entwicklung von neuen Produkt oder Servicekonzepten.

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